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Der Begriff der Integration ist wissenschaftlich nicht eindeutig bestimmt. Das Monitoring der Länder orientiert sich in seinem Integrationsverständnis an den klassischen Dimensionen der Integration (4) : Unterschieden werden strukturelle Integration (vor allem Zugang zu den Kerninstitutionen der Aufnahmegesellschaft in Schlüsselbereichen wie Bildung und Arbeitsmarkt), soziale Integration (also die Beziehungen zwischen Zugewanderten und Einheimischen, z. B. deren Kontakte), kulturelle Integration (der Erwerb von Kompetenzen, die in der Aufnahmegesellschaft benötigt werden – wie Deutschkenntnisse –, sowie die Veränderung von Werten und Normen) und schließlich identifikatorische Integration (also die Identifizierung mit bzw. die Abgrenzung von bestimmten Gruppen, in der Regel bezogen auf die Aufnahmegesellschaft). Ergänzend versucht das Monitoring der Länder, die Bedingungen der Integration (Teil M) zu berücksichtigen.
Jede Dimension wird mit mehreren aussagekräftigen Indikatoren beschrieben. Die Indikatoren sind – mit Ausnahme der allgemeinen Kennzahlen, die zur Beschreibung der Bevölkerung mit Migrationsgeschichte dienen – so angelegt, dass jeweils die Bevölkerung mit und ohne Migrationsgeschichte (bzw. ausländische Personen und Deutsche) abgebildet wird. So lassen sich Unterschiede zwischen diesen beiden Bevölkerungsgruppen erkennen und deren Entwicklung über die Zeit beobachten.
Sämtliche Daten sind für Männer und Frauen getrennt aufgeführt, sofern verfügbar. Die zunehmende Heterogenität der Bevölkerung mit Migrationsgeschichte wird außerdem dadurch berücksichtigt, dass die Ergebnisse – soweit möglich – auch für ausländische Personen und Deutsche mit Migrationsgeschichte sowie für selbst Zugewanderte und in Deutschland Geborene ausgewiesen werden. Damit wird insbesondere die Entwicklung der Teilhabe der Deutschen mit Migrationsgeschichte, darunter Eingebürgerter sowie in Deutschland geborene Kinder von Zugewanderten, herausgestellt.
Zentral für die Abbildung der Entwicklung von Integration und Teilhabe ist die Beobachtung der Indikatoren über die Zeit. Eine Momentaufnahme ist nur eingeschränkt aussagekräftig – wichtiger ist der Trend, dem die Werte der verschiedenen Indikatoren folgen. Deshalb ist im Bericht oftmals der Zeitvergleich in Form einer zweiten Grafik dargestellt und textlich erläutert.
Bei der Interpretation der Daten ist außerdem zu beachten, dass Unterschiede in den Ergebnissen zwischen der Bevölkerung mit und ohne Migrationsgeschichte nicht auf die Migrationsgeschichte als alleinige Ursache zurückgeführt werden können. Auch andere Faktoren haben mitunter einen wichtigen Einfluss. Vor allem der Bildungsstand einer Person oder ihrer Eltern spielt in der Regel eine große Rolle bei der Integration in Schule und Arbeitsmarkt. (5) Konjunkturelle Effekte haben Auswirkungen auf die Arbeitsmarktintegration, während Sprachkenntnisse und soziale Netzwerke die Arbeitssuche erleichtern. Zudem können beobachtete Integrationsdefizite von Menschen mit Migrationsgeschichte ihre Ursache auch in Diskriminierungen haben – beispielsweise auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt. (6) Eine Analyse kausaler Zusammenhänge zwischen den einzelnen Integrationsbereichen kann das Monitoring der Länder aus diesen Gründen nicht leisten.
Zu beachten ist zudem, dass die statistisch ausgewiesene Bevölkerungsgruppe der Personen mit Migrationsgeschichte in sich sehr heterogen ist. Sie umfasst Menschen, die schon seit Jahrzehnten hier leben bis zu denjenigen, die erst vor kurzer Zeit zugezogen sind. Dementsprechend vielgestaltig sind die Lebenssituationen. Die individuellen Hintergründe der Menschen können in den statistischen Angaben nicht dargestellt werden.
(4) Heckmann, Friedrich (2015): Integration von Migranten. Einwanderung und neue Nationenbildung, Wiesbaden; vgl. auch Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg (Hrsg.) (2020): Integrationsbericht des Landes Baden-Württemberg 2020. Bericht zum Stand der Integration und zur Anwendung des Partizipations- und Integrationsgesetzes. Stuttgart, S. 14-15, und Hessisches Ministerium für Soziales und Integration (Hrsg.) (2022): Der Hessische Integrationsmonitor. Daten und Fakten zu Migration, Integration und Teilhabe in Hessen – Fortschreibung 2022. Wiesbaden, S. 17ff.
(5) Vgl. dazu z.B. Autorengruppe Bildungsberichterstattung (Hrsg.) (2016): Bildung in Deutschland 2016. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Bildung und Migration. Studie im Auftrag der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Bielefeld.
(6) Vgl. beispielsweise Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (Hrsg.) (2022): Rassistische Realitäten: Wie setzt sich Deutschland mit Rassismus auseinander? Auftaktstudie zum Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor (NaDiRa), Berlin und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hrsg.) (2023): Lagebericht Rassismus in Deutschland. Ausgangslage, Handlungsfelder, Maßnahmen. Berlin.